von Stephanie Drlik
Editorial im BOKU Alumni Magazin Nr.1 2017 / Sonderteil Die schönsten Gärten der Alumni
Ein Garten ist ein Stück Land im Freien, kultiviert und begrenzt – zumindest nach der klassischen Definition des Landschaftshistorikers John Dixon Hunt. Doch in unseren modernen, meist urbanen Lebenswelten prägt die postindustrielle Sehnsucht nach Naturbegegnung, nach Aufenthalt und Betätigung im Freien neue Gartentypologien, die sich in dieser Definition nicht eindeutig wiederfinden. Gärten sind mehr als nur physische Orte. Sie sind Freiraum im wörtlichen und philosophischen Sinne und Ausdruck gesellschaftlicher und (bau)kultureller Haltungen. Gerade der Garten in der Stadt wächst an Bedeutung und Funktionen. Er ist Ökosystem, Lebens-, Erholungs- und Begegnungsraum und Teil eines urbanen Grünraumsystems. In Städten, da die Raumverfügbarkeit begrenzt ist und längst nicht jedem eine eigene private Gartenfläche zur Verfügung steht, entwickeln sich neue Gartenkonzepte und gartenkulturelle Trends mit teils skurrilen stadträumlichen Ausformungen. Gärten entstehen auf kleinen Flächen im Erdgeschoss von Wohnanlagen, in Baumscheiben oder in Blumenkisterln auf Balkonen und Terrassen, Parzellen in Gemeinschaftsgärten oder in Parks dienen der Erfüllung des ur-eigenen menschlichen Verlangens nach Gartenarbeit und Produktion.
Der Privatgarten als Teil des Einfamilienhauses avanciert hingegen zum Luxusgut, nicht nur aufgrund des Raummangels. Der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast schrieb, der Garten sei der letzte Luxus unserer Tage, da er das fordert, was in unserer Gesellschaft am seltensten und kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum. Wie Planerinnen und Planer mit dem ihnen anvertrauten Luxusgut Garten umgehen ist so unterschiedlich, wie auch Kulturen und Gesellschaften, naturräumliche Gegebenheiten oder landschaftsarchitektonische Strömungen unterschiedlich sind. Das BOKU Alumni Magazin stellt in der aktuellen Ausgabe einige Gärten vor, in denen ganz verschiedene Konzepte auf den Raum übertragen wurden. Doch erst durch die Zeit und Zuwendung die BesitzerInnen in Folge einbringen, werden aus den professionell gestalteten Gärten im Laufe der Zeit sehr private und einzigartige Gartenkostbarkeiten.